Dr. Heide Ahrens, Generalsekretärin der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Bonn, über den DFG-Forschungsatlas und die Perspektiven für Hochschulen aus einer Beteiligung am Kerndatensatz Forschung (KDSF)
Foto: Rainer Unkel
Der Förderatlas ist ein Service von Förderern für geförderte Einrichtungen. Die 1997 erschienene erste Ausgabe des Förderatlas – damals noch unter dem Titel "Bewilligungen nach Hochschulen" – ging auf die Initiative einer kleinen Gruppe besonders forschungsstarker Mitgliedshochschulen zurück. Das Berichtssystem wurde seitdem rasch ausdifferenziert. Dies war dank der Förderung durch den Stifterverband möglich, der die Weiterentwicklung seit der Ausgabe 2003 unterstützt.
Mit ihren Förderdaten bildet die DFG den relevanten Ausschnitt des deutschen Forschungssystems ab. DFG-Bewilligungen sind weitgehend repräsentativ für Drittmitteleinnahmen insgesamt. Das System der Fachkollegien ist dabei ein zentrales Element der DFG-Fachsystematik. Sie erschließt das DFG-Förderhandeln statistisch und lässt so in sehr differenzierter Form Aussagen zu fachbezogenen und interdisziplinären Aspekten der Förderung zu – und so etwa auch zu den fachlichen Profilen von Hochschulen (und außeruniversitären Forschungseinrichtungen), wie sie im DFG-Förderatlas im Drei-Jahres-Turnus präsentiert werden.
Kennzahlen auf Basis von DFG-Bewilligungen bilden den Schwerpunkt des DFG-Förderatlas. Eine wichtige Ergänzung bilden Daten anderer Drittmittelgeber (vor allem Bund und EU), der Finanzierer von Aufenthalten ausländischer Spitzenwissenschaftler/-innen (AvH und DAAD) sowie des Statistischen Bundesamtes, das etwa Daten zu den Drittmitteleinwerbungen bei Industrie und Wirtschaft zur Verfügung stellt. Auf dieser Basis vermittelt der DFG-Förderatlas ein sehr facettenreiches Bild der sich in Kennzahlen abbildbaren Forschungsprofile der von der Förderung profitierenden Einrichtungen. Jede Ausgabe des DFG-Förderatlas offeriert ergänzend Sonderanalysen zu je spezifischen Fragestellungen. Daher lohnt es sich, auch immer wieder einen Blick in frühere Ausgaben des Berichtssystems zu werfen.
Der Förderatlas erscheint in gedruckter Form, fast wichtiger ist aber die Website zum Berichtssystem. Sie bietet umfangreiches Zahlenmaterial, das von den Mitgliedshochschulen der DFG intensiv für weitere Detailanalysen genutzt wird und auch für die Arbeit von Hochschulräten von Nutzen ist.
Zu betonen ist aber auch, was der Förderatlas nicht leisten kann: Die dort präsentierten Zahlen können für sich genommen keine Strukturentscheidungen begründen – etwa das Streichen bestimmter Lehrstühle, oder den Ausbau an anderer Stelle. Sie bilden allenfalls einen facettenreichen Baustein, den Akteure wie Hochschulleitungen oder Hochschulräte, oder auch die Politik vor Ort in ihre auf diese Weise evidenzbasierten Argumentationen für Strategieentscheidungen einfließen lassen können. Sie ersetzen weder den Dialog noch die Betrachtung qualitativer Rahmenbedingungen, die sich nicht, oder allenfalls unvollständig in Zahlen abbilden lassen. Sehr wohl lassen sich die Daten des Förderatlas aber als Kommunikationsanlass in Hochschulen verstehen und nutzen.
Der DFG-Förderatlas ist ein Informationsangebot von Förderern an geförderte Einrichtungen. Die dort zugrunde gelegten Daten stammen von den Förderern selbst. Hochschulräte sollten sich für eine Beteiligung der jeweiligen Hochschule an dem Projekt Kerndatensatz Forschung Standard (KDSF) stark machen. Diese vom deutschen Wissenschaftsrat begründete Initiative hat zum Ziel, entsprechende Daten in einer Form zu erfassen, die sich an eben diesen Standards orientiert und beteiligte Einrichtungen so ermächtigt, eigene Daten als eine Quelle für Fragen der Strategieentwicklung zu nutzen und perspektivisch auch für Benchmarking-Zwecke.
Sollten eines Tages alle Hochschulen über sich selbst über den Kerndatensatz Forschung Standard auskunftsfähig sein, bestünde die Möglichkeit, diese Daten für ein Forschungs-Rating zu nutzen. Das würde sicherlich auch zu weiteren Anpassungen des DFG-Förderatlas führen. Weil das aber vermutlich noch eine Weile dauert, ist zumindest 2024 mit der dann zehnten Ausgabe des Förderatlas zu rechnen.