Kennzahlen und Indikatoren der eigenen Hochschularbeit

 
 
Monika Rühl, Vorsitzende des Hochschulrats der Hochschule Kaiserslautern
 

Foto: privat

Im Folgenden soll ein vergleichender Blick darauf geworfen werden, inwieweit Kennzahlen die Arbeit der Hochschulräte – insbesondere im Vergleich zu Aufsichtsräten – bedingen und wie es sich demgegenüber in großen börsennotierten Unternehmen verhält. Das Ergebnis zeigt einige Ähnlichkeiten, was die Prüfungs- und Aufsichtspflichten betrifft, letztlich aber auch gravierende Unterschiede.

Anlass für diese Darstellung ist die Tagung des Forums Hochschulräte am 10. März 2022 zum Thema "Die Hochschule in Zahlen". Ein Schwerpunkt lag auf der Frage, welche Kennzahlen und Berichtssysteme der Arbeit der Hochschulräte dienen bzw. welche sie benötigen.

Die Hochschule Kaiserslautern ist mit ihren drei Standorten (Kaiserslautern, Pirmasens und Zweibrücken) in fünf Fachbereichen aktiv: angewandte Ingenieurwissenschaften (AING), angewandte Logistik- und Polymerwissenschaften (ALP), Bauen und Gestalten (BG), Betriebswirtschaft (BWL) sowie Informatik und Mikrosystemtechnik (IMST). Das rheinland-pfälzische Hochschulgesetz sieht für den Hochschulrat keine Bilanzprüfungsaufgaben vor, sondern nur die Zustimmung über die Verteilung der Stellen und Mittel, die zuvor der Senat in allgemeinen Grundsätzen vereinbart hat. Die Berichtspflicht der Hochschule besteht also eher gegenüber internen Gremien und dem Ministerium. Gleichwohl erhält der Hochschulrat turnusmäßig Informationen über den aktuellen Status. Aus den Statuszahlen – zum Beispiel den Zahlen zur Ersteinschreibung verglichen mit den Vorjahren – ergeben sich Diskussionen zu möglichen Handlungsoptionen.

Vergleicht man die Berichtspflicht globaler Konzerne wie die der Lufthansa Group, in der die Autorin einen Großteil ihrer beruflichen Zeit als Führungskraft tätig war, so unterscheiden sich Hochschulen von Konzernen schon deutlich. Dies hängt vor allem mit den Anforderungen der jeweiligen Anteilseigner zusammen. Börsennotierte und voll mitbestimmte Unternehmen haben nicht nur andere Ziele als Hochschulen, sie sind zudem voll öffentlich berichtspflichtig. Die Ziele solcher Unternehmen fokussieren in der Regel drei Stakeholdergruppen: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kundinnen und Kunden sowie Aktionärinnen und Aktionäre. Meist wird die sie umgebende Gesellschaft als weiterer Stakeholder bei den Erwägungen einbezogen. Meist steht die Kundenzufriedenheit an erster Stelle, die auf Mitarbeiterengagement fußt. Funktioniert diese Relation, wird auch der/die Shareholder:in befriedet durch eine angemessene Dividende oder Aktienkurs. Die Berichtspflicht börsennotierter Unternehmen ermöglicht Transparenz für Aktionäre. Hierin besteht der wohl gravierendste Unterschied zu öffentlichen Hochschulen.

Der Hochschulrat der Hochschule Kaiserslautern wird in regulären Sitzungen über die jeweiligen Status informiert: Kennzahlen zur Forschung, zur Lehre, zum Transfer und zum Leitbild. In ca. 70 Studiengängen werden ca. 6.300 Studierende betreut, davon 33,6 Prozent Frauen und 16,7 Prozent mit einem internationalen Hintergrund. Das aktuelle Leitbild umfasst die Schwerpunkte Verantwortung, Impuls, Vielfalt und Vernetzung.

Die Finanzierung der Hochschulen war lange auf die Einschreibungszahlen fokussiert. Mit dem neuen Finanzierungsmodell spielen auch die Absolventenzahlen eine große Rolle. Damit werden die Abläufe zwischen "Enrollment" und Abschluss relevanter. Der erfolgreichen Lehre kommt eine erhebliche Bedeutung zu – und damit auch der Leistung der Lehrenden. Konsequenterweise bildet sich das auch in den Besoldungen der Lehrenden wieder.

Der hochschulinterne Entwicklungsplan, die Strategie der Hochschule, beinhaltet Zielvereinbarungen mit allen fünf Fachbereichen entlang der strategischen Handlungsfelder und geht detailliert in die Tiefe. Diese sind sowohl bottom-up als auch top-down erstellt und durch den Senat verabschiedet und, werden regelmäßig auf Passung und Erreichung überprüft und mit internen und externen Gremien, unter anderem dem Hochschulrat, diskutiert. Dabei handelt es sich um einen iterativen Prozess.

Fazit: "What doesn’t get measured doesn’t get managed": Kennzahlen ermöglichen höhere Treffsicherheit für strategische Entwicklung einer Organisation wie zum Beispiel einer Hochschule. Von der Strategiefindung über die Implementierung bis zur Evaluierung bedarf es eines methodischen Ansatzes, über den die Hochschulräte mit zu entscheiden haben. Die jeweiligen Kennzahlen variieren nach Bundesländern, abhängig von den Anforderungen der jeweiligen Hochschulgesetze.