Kennzahlen und Indikatoren in der eigenen Hochschulratsarbeit

 
 
Bernhard Sibold
, Vorsitzender des Universitätsrats der Eberhard Karls Universität Tübingen, bis 2019 Präsident der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in Baden-Württemberg
 
Foto: privat

Ich möchte im Folgenden auf eine Auswahl von Kennzahlen- und Indikatorenberichten eingehen, die regelmäßig im Universitätsrat erörtern werden. Der Risikobericht wird von den Wirtschaftsprüfern im Zusammenhang mit der Abschlussprüfung erwartet und ist Bestandteil des Lageberichts. Er gliedert sich in drei Teile:

  • Globale oder lokale nicht steuerbare Ereignisse
  • Risiken im Kontext der Aufgaben der Universität, die durch Maßnahmen verringert werden können
  • Risiken des allgemeinen Tagesgeschäfts ohne nennenswerte Auswirkungen

Der Fokus liegt auf den steuerbaren Risiken. Ziel ist die Etablierung eines Risikomanagementsystems, das einem wiederkehrenden Regelkreislauf unterliegt. Eine zusammenfasende grafische Darstellung im Risikobericht zeigt die Bedeutung der Risiken nach Schadenshöhe und Ausfallwahrscheinlichkeit und erlaubt dem Universitätsrat eine sehr komprimierte Beurteilung der Veränderung der Risikolage.

Der mittelfristige Finanzplan zeigt gerade nicht den Kernhaushalt und direkten Drittmittel, sondern nur die Sondermittel und zusätzlichen Aktivitäten. Auf der Aufwandseite sind die eingegangenen rechtlichen Verpflichtungen sowie entwicklungsstrategische Notwendigkeiten dargestellt. Die Deckung stellen Erträge aus Fördermitteln und andere Finanzierungszusagen, mit denen fest gerechnet werden kann. Er gibt damit einen Überblick über die für notwendige Maßnahmen zur Verfügung stehenden freien Reserven (zum Beispiel Investitionen für attraktive Berufung). Er ermöglicht zudem ein rechtzeitiges Gegensteuern beispielsweise mittels Einsparauflagen, sollten die Reserven aufgebraucht werden. Der Bericht wird jährlich rollierend für fünf Jahre fortgeschrieben.

Das Land Baden-Württemberg hat seit 2005 ein für alle Hochschularten ein verbindliches KLR-Fachkonzept mit einer Vollkostenrechnung für die Kostenträger in Forschung und Lehre sowie der Sonstigen Dienstleistungen umgesetzt. Es enthält Normierungen für Personal- und Raumkosten. Der Universitätsrat erörtert jährlich das Ergebnis auf der mit dem Ministerium vereinbarten Berichtsebene (Kostenarten- und Kostenträgerberichte). Der Kostenträgerbericht für die Lehre zeigt zum Beispiel den Ausweis der Nachfrage (tatsächlich eingeschriebene Studierende nach gewichteten Fachfällen) und des Angebots in Form von Studienplätzen.

Mit dem Hochschulfinanzierungsvertrag 2015 haben sich die Hochschulen in Baden-Württemberg verpflichtet, gemeinsam mit dem Ministerium einen Kennzahlenkatalog auszuarbeiten und die Daten jährlich in eine zentrale Datenbank zu übermitteln. Die Kennzahlen bilden ein breites Spektrum der Aktivitäten der Hochschulen ab. Sie basieren weitgehend auf den Daten, die auch im Rahmen der Statistikpflichten zu liefern sind, ergänzt um einige hochschulspezifische Zahlen. In der Datenbank sind die Daten je Hochschule und Fächergruppe entsprechend der Bundesstatistik hinterlegt. Beim Vergleich aller Hochschulen einer Hochschulart sind die Abweichungen teilweise so extrem, dass kein Vergleich möglich ist. Selbst ein Vergleich mit in ihrer Struktur ähnlichen Universitäten fördert teilweise erhebliche Abweichungen in den Ergebnissen zu Tage, die regelmäßig Anlass für Rückfragen geben.

Der Interne Jahresbericht wird einmal jährlich dem Universitätsrat zur Kenntnisnahme und Erörterung vorgelegt. Der Bericht enthält Daten zu Wissenschaft und Forschung (DFG), Studium und Lehre , Internationales, Rankings (CHE, THE, QS, Shanghai), Personal, Haushalt und Drittmittel. Die Daten werden über Fünf- bis Zehn-Jahres-Zeiträume dargestellt, sodass sich längerfristige Entwicklungen erkennen lassen.

Abschließend möchte ich feststellen: Ohne Zweifel unterstützen Kennzahlen und Indikatoren den Hochschulrat bei der Wahrnehmung seiner Aufgaben. Unterschiedliche Blickwinkel ergänzen sich und vermitteln ein Gesamtbild über die Lage der Universität. Der Zeitvergleich macht Entwicklungen erkennbar. Ein Vergleich der Zahlen mit anderen Universitäten ist zumeist schwierig. Rankings sind mit äußerster Vorsicht zu betrachten. Es handelt sich in der Regel um stark verdichtete Daten. Eine Feinsteuerung ist auf dieser Basis nur bedingt möglich. Eine Universität mittels integrierter Kennzahlen und Indikatoren, zum Beispiel einer Balanced oder Academic Scorecard, zu steuern, bleibt Wunschdenken.