Wissenschaftskommunikation als strategische Aufgabe – im Dialog mit der Gesellschaft bleiben

Marion Schmidt (Foto: David Ausserhofer)

 

Marion Schmidt, Chief Communication Officer (CCO) der Technischen Universität Dresden, meint: Inzwischen stellt nicht mehr nur die Frage, ob Wissenschaftskommunikation durch eine Hochschule betrieben wird – entscheidend ist, wie das geschieht.

Foto: David Ausserhofer

 
Formate, mit deren Hilfe Wissen in die Gesellschaft getragen werden kann,
die über Forschung informieren und die zeigen, dass diese nicht um ihrer selbst willen betrieben wird, dienen – zumal und besonders in Zeiten von Corona- und Klimadebatten – dem Austausch und der Sensibilisierung für ein evidenzbasiertes Handeln.

Die gestiegene Bedeutung der Wissenschaftskommunikation hat in den letzten fünf Jahren zu einem regelrechten Paradigmenwechsel geführt. So stellt sich inzwischen nicht mehr nur die Frage, ob Wissenschaftskommunikation durch eine Hochschule betrieben wird – entscheidend ist, wie das geschieht. Forciert wurde diese Entwicklung von der Politik, indem der "[…] Kulturwandel hin zu einer kommunizierenden Wissenschaft […]" gewünscht ist. Auch der Wissenschaftsrat sieht in seinem Positionspapier von 2021 "[…] neue Anforderungen [an die Wissenschaft] unter anderem an ihre Kommunikationsfähigkeit und -praxis […]".

Mit der Verankerung von Wissenschaftskommunikation in der öffentlich finanzierten Projektförderung des BMBF, der DFG und anderer Fördermittelgeber:innen ist die Kommunikation zu Forschungsergebnissen zu einem erfolgskritischen Faktor insbesondere für Universitäten geworden. Maßnahmen der Wissenschaftskommunikation müssen in jedem Förderantrag benannt werden, so beispielsweise auch in der Exzellenzstrategie.

An der TU Dresden, wie auch an anderen deutschen Universitäten, hat diese gestiegene Bedeutung von Kommunikation nun auch Auswirkungen auf die Hochschulgovernance, indem Positionen wie die der Chief Communication Officer direkt in die Leitungsebene eingebunden werden. Nach innen wie nach außen kann damit der hohe Stellenwert der Kommunikation als Querschnittsaufgabe gestärkt und ihre strategische Relevanz deutlich sichtbar gemacht werden.

Doch trotz ihrer hohen Relevanz: Wissenschaftskommunikation hat Grenzen. Nicht alle Forschungsthemen lassen sich allgemeinverständlich erklären. Und im Diskurs zu bestimmten Themen zeichnet sich eine mitunter auch eine Wissenschaftsskepsis bis hin zur Ablehnung ab. Um aber die Qualität öffentlicher Debatten zu erhöhen, ist der Zugang zum aktuellen Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse unabdingbar. Für die Hochschulkommunikation im Allgemeinen und die Wissenschaftskommunikation im Speziellen gibt es daher umso dringlichere To-Dos: Sie muss im Dialog mit der Gesellschaft bleiben, auch wenn es dabei Grenzen aufzuzeigen gibt. Und auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben Grenzen – nicht alle exzellenten Forscherinnen und Forscher sind auch begnadete Kommunikatorinnen und Kommunikatoren. Sie gilt es zu unterstützen, zu schulen, zu stärken. Und im Zweifel auch zu schützen.

Um diese strategischen Aufgaben der Wissenschaftskommunikation an den Hochschulen intensiver zu stützen, könnten auch Hochschulrätinnen und Hochschulräte aktiv werden und Medienkompetenzen stärker in ihren Reihen verankern, zum Beispiel durch fachkompetente Personen als Mitglieder im Hochschulrat – vergleichbar der Verankerung von Kommunikation auf Hochschulleitungsebene. Es wäre ein Gewinn für alle Seite.