Erfolgsfaktoren für Hochschulräte bei der Hochschulleitungswahl

 
Prof. Dr. Frank Ziegele
, Geschäftsführer beim CHE Centrum für Hochschulentwicklung in Gütersloh, hat eine Checkliste zusammengestellt, um eine passende Kandidatin bzw. einen passenden Kandidaten zu identifizieren, rechtssicher zu agieren und die interne und externe Akzeptanz der oder des Gewählten sicherzustellen.

Foto: Marcel Schwickerath

 

Herausforderung: Letztlich geht es darum, einen passenden Kandidaten bzw. eine passende Kandidatin zu identifizieren, rechtssicher zu agieren und die interne und externe Akzeptanz der/des Gewählten sicherzustellen.

Ansatz: Entscheidend ist es, jeden Schritt des Auswahlprozesses rational zu begründen, diesen nachvollziehbar und plausibel gestalten sowie gut zu dokumentieren.

 

Checkliste

  • Über den Hochschulratsvorsitz eine erfolgreiche Hochschulleitung darin bestärken, erneut anzutreten – aber als Critical Friend auch bei einer nicht ratsamen Wiederwahl kommunizieren, dass der Rückhalt fehlt.
  • Die Vorgeschichte berücksichtigen, auf die interne Stimmung achten und interne Machtspielchen stoppen.
  • Alle Gespräche, Sitzungen, Beschlüsse und Interviews protokollieren.
  • Orientierung schaffen mit einer eindeutigen zeitlichen Taktung des gesamten Prozesses (Terminierung der Unterlagen, Interviews, Beschlüsse usw.).
  • Für größtmögliche Prozesstransparenz sorgen.
  • Bei der Inanspruchnahme externer Begleitung die Reichweite des Coaching klären.
  • Die aktuelle Lage der Hochschule, Erwartungen, absehbare Herausforderungen und dringende Bedarfe analysieren.
  • Eindeutige profilorientierte Auswahlkriterien, also Anforderungen an Fähigkeiten und den Führungsstil, formulieren. (Zum Beispiel: Ist in den nächsten Jahren eher ein befriedender Moderator oder ein motivierender Treiber nötig? Welche Erwartungen sind an die zu besetzende Funktion geknüpft, welche individuellen Fähigkeiten sind für diese Aufgaben unabdingbar, welche wünschenswert?)
  • Die Stellenausschreibung und die spätere Beurteilung der Kandidatinnen und Kandidaten klar an diesem Anforderungskatalog orientieren.
  • Eine gemeinsame Findungskommission von Senat und Hochschulrat vorsehen; von vornherein die Spielräume der Findungskommission klären und in alle Gremien für Vertrauen in die Findungskommission werben.
  • Alle unmittelbar am Berufungsprozess Beteiligten eine Vertraulichkeitserklärung unterschreiben lassen, um Vertraulichkeit gerade externer Kandidat*innen möglichst lange wahren zu können.
  • Eine wertschätzende und einladende Behandlung aller Bewerberinnen und Bewerber sicherstellen.
  • Für alle Bewerberinnen und Bewerber gleiche Bedingungen vorsehen (bis hin zu den gestellten Fragen und zur Zeitdauer für die Gespräche).
  • Das Wahlverfahren so gestalten, dass es eine rasche, eindeutige und mehrheitliche Entscheidung begünstigt wird.
  • Mit identifizierten Kandidatinnen und Kandidaten Berufungsbedingungen konkret aushandeln.
  • Unterlegene interne Kandidatinnen und Kandidaten einladen, sich trotzdem weiter aktiv in die weitere Gestaltung der Hochschule einzubringen.
  • Externen Kandidatinnen und Kandidaten die Möglichkeit geben, sich zurückzuziehen, wenn sie nicht in die engere Auswahl kommen.

 
Überarbeiteter Auszug aus: Winde, Mathias; Müller, Ulrich (2020): Hochschulräte als Teil guter Hochschulgovernance. In: Fuhrmann, M.; Güdler, J.; Kohler, J.; Pohlenz, P.; Schmidt, U. (Hrsg.): Handbuch Qualität in Studium, Lehre und Forschung. Berlin: DUZ Verlags- und Medienhaus GmbH, Ausgabe 72, C 3.24, S. 24-28. (https://www.hqsl-bibliothek.de/).
Ergänzt um Impulse aus dem Peer-Austausch beim Forum Hochschulräte vom 19. September 2023