Sinkende Studierendenzahlen sollten nicht als Bedrohung, sondern als Chance für die Hochschulen begriffen werden. Bessere Betreuungsschlüssel sollten zielgerichtet genutzt werden, um ein besseres Studium und bessere Lehre anzubieten. Dies könnte im Ergebnis auch zu einer höheren Studienerfolgsquote führen. Aufgabe der Hochschulpolitik ist es, eine angemessene Finanzierung trotz zurückgehender Studierendenzahlen aufrecht zu erhalten. Drei Ziele, an denen Hochschulen arbeiten sollten:
- Flexibilisierung der Studienmodelle
Die zunehmende Heterogenität der Studierendenschaft wird seit vielen Jahren beklagt. Sie wird aber kaum adressiert. Stattdessen sind Studiengänge nach dem "One-fits-for-all"-Prinzip aufgebaut. Hier bräuchte es flexiblere Studiengangmodelle, die den unterschiedlichen Ansprüchen gerecht werden. Diese sind vielfältig: etwa der Ausgleich von Defiziten der Schulbildung, der Wunsch nach hoher Praxisorientierung, das Interesse an frühem Zugang zu Forschungsthemen, Spracherwerb und Auslandsaufenthalte, Teilzeit- oder berufsbegleitende Studienformen. Hierfür ließen sich freiwerdende Ressourcen gewinnbringend einsetzen.
- Strukturierte Orientierungsphase
Angesichts von inzwischen mehr als 20.000 Studiengängen in Deutschland sollten Hochschulen strukturierte Orientierungsphasen anbieten, die die Studienfachwahl unterstützen und zu einem höheren Studienerfolg führen. Neben Einführungsveranstaltungen in verschiedene Fächer sollten methodische Fähigkeiten zum erfolgreichen Studium vermittelt und Mentoring angeboten werden. Die Orientierungsphase müsste BAföG-kompatibel ausgestaltet werden und sollte nicht zu längeren Studienzeiten führen.
- Blended Learning und individuelle Betreuung
Es braucht flächendeckend klug geplante Blended-Learning-Angebote. Diese ermöglichen digitale Lernumgebungen, die als Unterstützung und Ergänzung der Präsenzlehre personalisiertes und interaktives Lernen fördern. Dies sollte ergänzt werden durch ein akademisches Mentoring im Sinne der Empfehlungen des Wissenschaftsrates. Es umfasst eine individuelle Betreuung der Studierenden, etwa durch regelmäßige Feedback-Gespräche zum Studienfortschritt.