Wie können Hochschulräte die Hochschulleitung
aus ihrer Position heraus beraten?
Die Austauschrunde identifizierte folgende Berührungs- und Ansatzpunkte:
- Hochschulratsvorsitzende sollte dafür sorgen, dass die Wettbewerbssituation zyklisch auf die Tagesordnung der Hochschulratssitzung gesetzt wird.
- Der Hochschulrat sollte sich regelmäßig aussagekräftige und vergleichbare Kerndaten vorlegen lassen. Er sollte ein entsprechendes Daten-Monitoring einfordern, um eine differenzierte Auswertung und Benchmarking zu ermöglichen und so letztlich evidenzbasiertes Handeln zu befördern. Für die Datengrundlage ist entsprechende Zuarbeit etwa durch die Geschäftsstelle unabdingbar.
- Es ist zu klären, was die Zielvorstellung der Hochschule ist: ein Halten der Studierendenzahlen, Wachstum oder ein Absinken nicht unter einen bestimmten kritischen Wert, im Idealfall verbunden mit einer Qualitätssteigerung?
- Das Thema "Nachfrage" eignet sich auch für eine vertiefte Betrachtung im Rahmen einer Klausurtagung – möglichst unter (punktueller?) Einbindung der Fachbereiche.
- Der Hochschulrat sollte darauf achten, auf die vielen Papiere und Tischvorlagen bewusst auch mit der Brille "Auswirkungen auf Studierendenzahlen/Attraktivität der Hochschule" zu schauen. Das gilt auch andersherum: Welche Konsequenzen ergeben sich aus Veränderungen der Nachfrage, etwa im Bereich der Finanzierung?
- Der Hochschulrat sollte immer wieder zu fakultätsübergreifender Zusammenarbeit und strategieorientierter Berufungspolitik ermuntern, damit identifizierte Entwicklungsziele auch Realität werden.
- Der Hochschulrat als Mahner der Strategieorientierung sollte die Hochschulleitung darin bestärken, strategische Antworten zu formulieren statt vorschnell kurzfristige Aktionen umzusetzen. Der Hochschulrat hat auch die Funktion, die strategische Stimmigkeit von derzeit durchgeführten und geplanten Ansätzen kritisch in den Blick zu nehmen (ist zum Beispiel der Internationalisierungsansatz der Hochschule plausibel und durchdacht?)
- Eine Hochschulstrategie muss sich auch konkret in den Ressourcen ausdrücken – hier ist der Hochschulrat gefragt, bei Bedarf entsprechende Konsequenz anzumahnen und die Hochschulleitung durch loyale Unterstützungsbekundungen auch in der Umsetzung folgenreicher Entscheidungen nach Kräften den Rücken zu stärken.
- Die Hochschulratsmitglieder und gerade Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft sollten auch Anforderungen des Arbeitsmarktes artikulieren. Externe Hochschulratsmitglieder haben häufig ein gutes Sensorium für inhaltliche Trends, aktuelle Bedarfe und beliebte Studienformen.
- Wo möglich, kann der Hochschulrat durch seine Kontakte regional eine Kooperationsatmosphäre befördern. Beispielsweise könnte eine regional abgestimmte Strategie von Hochschule, Stadt und regionalen Unternehmen auf eine gezielte internationale Rekrutierung von Fachkräften abzielen.
- Übergreifend ist es bedeutsam, das Thema Fachkräftemangel öffentlich konkret werden zu lassen und "wach zu halten".
Entscheidend für all diese Punkte ist ein offener und ehrliche Austausch zwischen Hochschulleitung und Hochschulrat. Es hilft nichts, die Lage schönzureden oder auszublenden – oder die Hochschulratssitzung nur als Leistungsshow zu begreifen. Beide Seiten müssen in eine entsprechende Vertrauenskultur investieren. Unter Umständen kann gerade der Hochschulrat der Akteur sein, der sich – auch zur Entlastung des Rektorats – traut, unbequeme Wahrheiten aus- oder anzusprechen. So können alarmierende Zahlen als Anlass genommen werden, die Strategie zu hinterfragen oder zu erneuern, ohne in hektische und unkoordinierte Aktivität zu verfallen.