Wie bildet eine Hochschule passgerecht für Wirtschaft und Industrie aus?

Ergebnisse des Peer-Austauschs

zusammengefasst von

Anna Held
Stifterverband

Ulrich Müller
CHE Centrum für Hochschulentwicklung
 

Nach einem thematischen Einstieg von Andrea Bannert (Principal Engineer bei Infineon Technologies Dresden GmbH & Co. KG, stellvertretende Vorsitzende des Hochschulrates der Hochschule Zittau Görlitz) diskutierte eine Arbeitsgruppe die Frage, wie eine Hochschule passgerecht für die Wirtschaft und Industrie ausbilden kann – und wie der Hochschulrat das forcieren kann.

Ein Ergebnis der Diskussion war, dass Hochschulen natürlich nicht einfach nur Wunscherfüller der Wirtschaft sind, aber gut daran tun, Bedarfe der Arbeitgeber nicht aus dem Blick zu verlieren. Hochschulräte haben hier manchmal auch die Funktion, eventuellen Beharrungskräften einer Hochschule etwas entgegensetzen und Innovationen einzufordern.

Zwei Beispiele für aktuelle Diskussionspunkte: Arbeitgeberseitig kommt aus Industrie und Wirtschaft mitunter die Rückmeldung, dass Hochschulen sich stärker auf die Vermittlung von Softskills konzentrieren könnten, fehlendes Fachwissen werde dann unternehmensintern vermittelt. Und Hochschulen im ländlichen Raum haben oft Schwierigkeiten, internationale Studierende an kleinere Unternehmen in der Region zu vermitteln (zum Beispiel aufgrund Sprachbarrieren, Folge: Fachkräfte werden ausgebildet, bleiben aber nicht "kleben").

Als Good Practice-Ansätze oder bedenkenswerte Ansätze für eine bessere Anbindung von Hochschulen an arbeitgebende Unternehmen wurden unter anderem folgende Aspekte genannt:

  • eine Stärkung der Anbindung an bestehende regionale Netzwerke von und mit Unternehmen
     
  • die Gewinnung von Kooperationspartnern für Praxisanteile in den Studiengängen
     
  • die Berücksichtigung passender mittelständischer Unternehmen, nicht nur der großen Unternehmen, im Hochschulrat (Das scheitert aber manchmal auch daran, dass KMUs eine Entsendung nicht möglich machen können.)
     
  • die Einrichtung von Stiftungsprofessuren oder die Gewinnung von Führungskräften aus Unternehmen als Gast-Dozenten ("Professor of Practice")
     
  • die Einladung von Unternehmen, die regelmäßig von neuen Entwicklungen berichten und so die Neugier von Studierende wecken
     
  • die regelmäßige Durchführung von Alumni-Veranstaltungen nach dem Motto "Absolventen berichten aus dem Berufsalltag in den Unternehmen, in die sie nach dem Abschluss eingestiegen sind"
     
  • die Berücksichtigung beratender Expertise externer Hochschulratsmitglieder bei der Konzeption oder Neugestaltung von Studiengängen
     
  • die Realisierung neuer Themenschwerpunkte eher über Professuren bzw. Schwerpunktsetzungen innerhalb der bestehenden Studiengänge statt der aufwendigen Einrichtung immer neuer
     
  • eine Verbesserung der Datenlage zu den eigenen Studierenden: Was sind die Gründe für einen Studienabbruch? Wie kommt es zum Wechsel des Hauptfachs? Wohin gehen Absolventen? Welche Kompetenzen bringen Studierende mit und über welche verfügen sie nach dem Studium?
     
  • mehr Möglichkeiten für Master-Studierenden, berufsbegleitend zu studieren
     
  • die systematische Förderung von Start-ups und Gründungen an Hochschulen (Gründungszentren)
     
  • die Sensibilisierung von Hochschulumfeld und Studierenden für das Mindset "Entrepreneurship" in der grundständigen Lehre – nicht nur in MINT-Fächern.