Prof. Dr. Antonia B. Kesel, Vorsitzende des Hochschulrats der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, zeigt auf, wie vielfältig und kontextabhängig erfolgreiche hochschulinterne Kommunikation von Hochschulräten gestaltet werden kann, welche Rolle gesetzliche Rahmenbedingungen und hochschulkulturelle Unterschiede dabei spielen und warum vertrauensbildende Formate weit über gesetzliche Mindeststandards hinaus entscheidend dafür sind, wie Hochschulräte in ihrer Hochschule wahrgenommen werden.
Foto: Peter Himsel
Durchblättert man all die Bonmots zum Thema Kommunikation wie "Man kann nicht nicht kommunizieren" (P. Watzlawick) oder "Das größte Problem bei der Kommunikation ist die Illusion, dass sie stattgefunden hat." (G. B. Shaw), dann scheint C.N. Parkinsons Aussage "Ein Vakuum, geschaffen durch fehlende Kommunikation, füllt sich in kürzester Zeit mit falscher Darstellung, Gerüchten, Geschwätz und Gift" in etwa die Bedeutung zu umreißen, die Kommunikation im Hochschulsystem nicht selten einnimmt. Angesichts der erkennbaren Brisanz des Themas ist es sicherlich hilfreich, wenn Hochschulräte ein festes Augenmerk auf ihre Kommunikation in die Hochschulen hinein haben.
Eine wichtige Erkenntnis dabei: Es gibt nicht die eine effektive Kommunikations-Strategie. Analog zu den unterschiedlichen Selbstverständnissen und Kulturen der unterschiedlichen Fakultäten unterscheiden sich auch die Situationen der Hochschulen als Ganzes. Damit ist nicht nur die jeweilige Größenordnung einer Hochschule gemeint, sondern auch die unterschiedlichen Selbstverständnisse und Kulturen von Hochschulen im urbanen Raum versus derer von Hochschulen in der Fläche, von Hochschulen, die auf einem Campus zentriert sind versus Hochschulen mit mehreren Standorten etc.
Und selbstverständlich spielen hier auch die unterschiedlichen Hochschulgesetze der Bundesländer eine maßgebliche Rolle, die den jeweiligen Hochschulräten unterschiedliche Kompetenzen und Funktionen zusprechen – verbunden mit unterschiedlichen, ebenfalls im jeweiligen Hochschulgesetz implementierten "Mindestkommunikationsvorgaben". Eine Darstellung gelebter Kommunikation des Hochschulrates mit seiner Hochschule kann daher lediglich exemplarischer Natur sein.
Hier am Beispiel der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe: Die TH OWL unterliegt dem Hochschulgesetz Nordrhein-Westfalens, in dem die Hochschulräte mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattet sind. Allerdings sind im Hochschulgesetz auch die Mindestanzahl der Sitzungen per anno, die dortige Beteiligung der Rektorate bzw. der Präsidien sowie die turnusmäßigen Beratungs- und Informationsgesprächen mit den Statusgruppen und Interessenvertretungen der Hochschulen festgelegt, inklusive der Rechenschaftsberichte an das Ministerium. Tagesordnung sowie Beschlüsse der Sitzungen ebenso wie die Rechenschaftsberichte sind hochschulöffentlich zugängig.
Soweit der gesetzmäßige Mindeststandard der Kommunikationsformate. Überflüssig auszuführen, dass aus Mindeststandards selten hinreichende Erfolgsfaktoren erwachsen. Was hat sich also darüber hinaus bewährt?
Der Allgemeinweisheit "Gelingende Kommunikation fußt auf Vertrauen, der Aufbau von Vertrauen benötigt Zeit" folgend, sind Formate hilfreich, in denen besagte Zeit wie Gelegenheit zum Austausch gegeben ist, so etwa Klausurtagungen mit Präsidium und Senat und die Beteiligung von Gästen, auch aus der Hochschule, zu unterschiedlichen Themen in den Hochschulrats-Sitzungen.
Und frei nach "Gelebte Erfahrung trifft auf aktuelle Herausforderung" kann die ja bewusst heterogene Besetzung der Hochschulräte bzw. die explizite Nutzung der unterschiedlichen Kompetenzschwerpunkte der Hochschulrats-Mitglieder bei unterschiedlicher Themenstellung zum Kommunikationsgelingen eklatant beitragen.
Allerdings, ungeachtet aller vertrauensbildenden Kommunikationsformate, sei der Befund herausgestrichen, dass es die explizite hochschulinterne Kommunikation des Hochschulrates in die Hochschule hinein nicht gibt. Hochschulräte sind politisch implementierte Konstrukte, deren Aktivitäten somit immer auch politisch sind und daher sowohl eine interne wie auch eine externe Perzeption generieren.